Neuhaus a. Inn Seit Jahren bestehen Kontakte von Neuhaus a. Inn zur zimbrischen Sprachminderheit, insbesondere zu Lusern im Trentino. Lusern ist der verbliebene Ort, in dem das alte Bairisch im Alltag verwendet wird. Die Sprache ist durch die frühere Abgeschiedenheit des Ortes ein in weiten Teilen seit 800 bis 1000 Jahren erhaltenes altes Bairisch. Noch vor gut 100 Jahren gab es trotz vieler Widrigkeiten im oberitalienischen Gebiet viele Orte, in denen alte bairische Dialekte gesprochen wurden. Der I. Weltkrieg und der Faschismus waren die letzten großen Ereignisse, die fast zum Verschwinden der deutschen Sprache südlich der Salurner Klause, der Grenze von Süd-Tirol zum Trentino/Welsch-Tirol, geführt haben. Das Bewahren der Sprache und Traditionen in Lusern ist ein Überlebenskampf. Bedingt durch die Lage an der Peripherie im Südosten des Trentino an der alten Grenze zwischen Österreich-Ungarn und Venetien und die sich daraus ergebende wirtschaftliche Entwicklung zählt Lusern heute noch knapp 260 Einwohner. Diese haben aber viel geleistet. Es existieren ein umfangreiches Dokumentationszentrum mit wechselnden Ausstellungen, ein zimbrisches Kulturinstitut, ein Heimatmuseum sowie ein bekannter zimbrischer Chor, der bereits einmal in Neuhaus a. Inn aufgetreten ist.
Um die Kontakte zu den Zimbern wieder aufleben zu lassen, hat Bürgermeister Stephan Dorn im Rahmen einer privaten Fahrt den neu gewählten Bürgermeister von Lusern Gianni Nicolussi Zaiga besucht. Niculussi Zaiga steht als Vizebürgermeister der Altbürgermeister Luis Nicolussi Castellan zu Seite, der für den Erhalt des Zimbrischen seit Jahrzehnten in ganz Europa politische Kontakte knüpft. So brachte er im Rahmen eines österreichisch-italienischen Friedenstreffen den damaligen österreichischen Außenminister Dr. Alois Mock nach Lusern. Luis Nicolussi Castellen und Stephan Dorn verbindet eine lange Freundschaft.
Den Gemeindevertretern aus Lusern ist es ein großes Anliegen, besonders nach dem Bürgermeisterwechsel in Lusern die Kontakte zum deutschen Sprachraum wieder auszubauen. Neben den Verbindungen zu Neuhaus a. Inn hat man eine Partnerschaft zu Tiefenbach bei Landshut. Im Mai will man mit einem zimbrischen Künstler eine Vernissage in der Rathausgalerie Neuhaus organisieren. Im Zuge dessen wollen die Luserner Bürgermeister Neuhaus und Tiefenbach bei Landshut besuchen. Für 2023 sollen Auftritte des Chores in Niederbayern organisiert werden. Interesse haben die Luserner auch an Kontakten zu Budweis in Süd-Böhmen. Während der faschistischen Zeit mussten sich die Luserner entscheiden, ob sie Italiener werden oder ins Deutsche Reich umsiedeln. Die Luserner mit der Option für das Deutsche Reich wurden zu großen Teilen in die Gegend von Budweis umgesiedelt, wo sie bis zum Ende des Krieges blieben. Lusern ist heute eine Brücke zwischen Italien und Deutschland. Mit Blick auf Verbindungen zu Böhmen könnte man den europäischen Gedanken sogar weiter ausbauen. Im I. Weltkrieg wurden im Übrigen auch viele Luserner wegen der Kriegshandlungen nach Böhmen in die Gegend von Aussig an der Elbe (Usti nad Labem) evakuiert.
Ein weiteres Anliegen ist den Lusernern, Investoren für einen Hotelbau zu finden. Dabei blickt man insbesondere auch nach Deutschland. Der relativ schneesichere Ort liegt auf 1333 Metern in einer landschaftlich reizvollen Gegend. Nicht weit entfernt befinden sich der See von Lavarone (hochdeutsch: Lafraun; zimbrisch: Lavrou) sowie der See von Caldonazzo (Gallnötsch; Kalnetsch). Im Umfeld von Lusern finden Interessierte zahlreiche Spuren des I. Weltkrieges.
Bild: privat
v. l. Die Bürgermeister Gianni Nicolussi Zaiga, Stephan Dorn und Luis Nicolussi Castellan wollen den Austausch zwischen Zimbern und Niederbayern wieder ausbauen